α-Adrenozeptor-Agonisten
Synonyme
- α-Sympathomimetika, Direkte Sympathomimetika
mit vorwiegend α-sympathomimetischer Wirkung
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Allgemein
Systemische Anwendung
- Haupteinsatzgebiet der systemisch verwendeten Substanzen ist die Hypotonie.
- Die systemische Anwendung von α-Adrenozeptor-Agonisten
ist nur sinnvoll bei asympathikotonen Formen der Hypotonie,
die durch eine verminderte Aktivität des sympathischen Nervensystems bei
der Regulation von orthostatischen Störungen zustande kommen.
- Diese machen sich z.B. durch das Ausbleiben des Anstiegs der
Herzfrequenz, wie z.B. nach Aufstehen aus einer Ruhelage, bemerkbar.
- Dagegen ist der Einsatz von α-Adrenozeptor-Agonisten
bei der sympathikotonen Form der Hypotonie
von zweifelhaftem Wert, da hier bereits eine überhöhte
Sympathikusaktivität besteht, der glatte Gefäßmuskel jedoch auf
diesen Reiz nicht mehr adäquat reagiert.
- Bei Orthostase "versackt" das Blut
in die erweiterten Gefäßgebiete. Die Pulsfrequenz und der systolische
Blutdruck steigen, der diastolische Blutdruck fällt ab. Als therapeutische
Alternative bietet sich Dihydroergotamin
an.
Lokale Anwendung
- Aufgrund der schleimhautabschwellenden Wirkung
wird ein Teil der α-Adrenozeptor-Agonisten lokal
bei Konjunktivitis,
Rhinitis und Sinusitis
zur Linderung der Symptome
verwendet.
- Der Einsatz bei Otitis
media dient dazu, die Abflusswege vom Ohr in den Nasen-Rachenraum
(Eustachische Röhre, Tuba eustachii bzw. auditiva)
freizuhalten, um eine Verschlimmerung der Grunderkrankung zu verhindern.
Kontraindikationen
Systemische Anwendung
- Engwinkelglaukom
- Über die noch teilweise vorhandene β2-Wirkung
könnte die Kammerwasserproduktion erhöht werden.
- Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung
Lokale Anwendung
Systemische Anwendung
Lokale Anwendung
- Bei lokaler Anwendung kann es durch Resorption
der Substanzen ebenfalls zu den beschriebenen unerwünschten systemischen
Wirkungen kommen.
- Dies betrifft insbesondere die Anwendung bei Säuglingen und
Kleinkindern (Atemstörungen, Koma).
- Daher dürfen die handelsüblichen Dosiersprays, welche zu einer
feinen Verteilung der Wirkstoffe auf der Schleimhaut führen, nicht in
diesem Alter verwendet werden.
- Systemische Nebenwirkungen können auch bei besonders vorbelasteten
Erwachsenen (Hyperthyreose,
Hypertonie)
gefährlich werden.
- Als lokale Nebenwirkungen werden hauptsächlich eine reaktive Hyperämie
sowie Schmerzen auf der behandelten Schleimhaut beobachtet.
Pharmakologie
Typ
Allgemeines
- Alle genannten Substanzen wirken über die Aktivierung von α-Adrenozeptoren
vasokonstriktorisch.
- Die derzeit in der Therapie eingesetzten α-Adrenozeptor-Agonisten
wirken etwa gleichstark an α1- und α2-Adrenozeptoren.
Systemische Anwendung
- Bei systemischer Anwendung führt die durch die Substanzen dieser Gruppe
ausgelöste Vasokonstriktion zu einer Steigerung des peripheren Widerstandes
sowie daraus resultierend des systolischen und diastolischen Blutdrucks;
eine dem Noradrenalin sehr
ähnliche Wirkung.
- Im Gegensatz zum Noradrenalin
wirken die Substanzen jedoch über einen längeren Zeitraum (ca. 24 h) und
werden enteral besser resorbiert.
Lokale Anwendung
- Bei lokaler Anwendung bewirken die genannten Substanzen eine ebenfalls
durch Vasokonstriktion
induzierte Abschwellung der Schleimhaut.
- Zunächst kommt es zu einer Verminderung der Durchblutung der
Nasenschleimhaut und damit auch des Kapillardrucks.
- Die ins Interstitium ausgetretene Flüssigkeit, die das Anschwellen
der Nasenschleimhaut bewirkt hat, kann nun ins venöse System
abfließen.
- Zudem vermindert sich die Sekretion von Nasenschleim aufgrund des
verringerten Flüssigkeitsangebots.
- Beim Abklingen der Wirkung
kommt es zu einer Phase der Mehrdurchblutung, die als reaktive
Hyperämie bezeichnet wird.
- In dieser Situation ist die Nase erneut "verstopft", was den
Patienten dazu verleitet erneut zum Nasenspray zu greifen.
- Durch andauernden Sauerstoffmangel im Gewebe
aufgrund der Vasokonstriktion
kann es zu irreversiblen Schäden an der Nasenschleimhaut kommen.
- Die Wirkung
ist umso ausgeprägter, je feiner der Wirkstoff
auf der Schleimhaut verteilt wird. Daher kann die gleiche Dosis bei
unterschiedlicher Applikationsform eine mehr (Dosierspray) oder weniger
(Tropfen) starke Wirkung
auslösen.
- Langjährige Erfahrungen mit den lokal angewendeten und leicht
zugänglichen α-Sympathomimetika zeigen, dass es
immer wieder zu einem Dauergebrauch (Missbrauch) der entsprechenden
Fertigarzneimittel kommt.
- Bei längerer (mehrtägiger bis wochenlanger) Anwendung kann sich ein
Teufelskreis entwickeln, der den Patienten meinen lässt ständig neue
Applikationen zu benötigen, da die Nasenschleimhaut beim Nachlassen der Wirkung
aufgrund einer reflektorischen Hyperämie so stark anschwellen kann, dass
die Nasenatmung erneut deutlich erschwert ist (Rebound Phänomen).
- Werden diese Substanzen über Jahre hinweg regelmäßig angewendet,
atrophiert die Nasenschleimhaut (durch den anhaltenden Sauerstoffmangel
infolge der Vasokonstriktion)
in zunehmenden Maße. Es sollte daher beachtet werden, dass die Anwendung
von Nasentropfen auf das erforderliche Mindestmaß eingeschränkt bleiben
muss.
- Für die maximale Anwendungsdauer existieren relativ unterschiedliche
Werte, wobei 14 Tage am Stück nie überschritten werden sollten. In der
Selbstmedikation sind eher 4 - 5 Tage als maximale Anwendungsdauer zu
nennen.
Beispiele
Substanzen
Insbesondere als Rhinologika eingesetzte Substanzen
Insbesondere als Antihypotensiva
eingesetzte Substanzen
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