Epinephrin
Synonym
Übersicht
Medizin
Typ
- Adrenalin [...], Suprarenin
Pharmakologie
Wirkungen
Wirkmechanismen
- Epinephrin reagiert an allen adrenergen Rezeptoren mit ungefähr gleicher
Affinität.
- In erster Linie wirkt es auf das Herz-Kreislauf-System. Hier stehen
Wirkungen auf die Regulation der Blutverteilung und die Erhöhung des
Herzzeitvolumens im Vordergrund.
- Bei der Applikation kleiner und mittlerer Dosen überwiegt eine Senkung
des peripheren Widerstandes durch Vasodilatation der Blutgefäße in der
Skelettmuskulatur.
- Diese Vasodilatation kommt durch Erregung der dort überwiegend
vorhandenen β2-Adrenozeptoren
zustande. In den Blutgefäßen der Haut und der Schleimhäute überwiegen
jedoch α-Adrenozeptoren, die dort zu einer
Vasokonstriktion führen.
- Insgesamt ändert sich so der arterielle Mitteldruck (diastolischer
Blutdruck) kaum und es kommt zu keiner reflektorischen Aktivierung des
Parasympathikus. Daher bewirkt hier (anders als beim Noradrenalin) die
Aktivierung der β1-Adrenozeptoren
am Herzen tatsächlich eine Erhöhung der Herzfrequenz und -kontraktilität
sowie des Schlagvolumens.
- Der systolische Blutdruck steigt weitgehend isoliert an.
- Bei hohen Dosen überwiegt die durch die α-Adrenozeptoren
ausgelöste Vasokonstriktion, mit nachfolgender Zunahme des peripheren
Widerstandes und allgemeiner Erhöhung des Blutdrucks.
Geschichtliches
- Adrenalin wurde 1856 von Vulipan im Nebennierenmark erstmals nachgewiesen.
- 1897 erhielt das Hormon dem Namen Epinephrin.
- Seine Reinherstellung gelang 1901, seine synthetische Herstellung 1904.
- 1948 zeigte Ahlquist, dass durch Adrenalin nicht nur ein, sondern zwei
Rezeptortypen stimuliert werden. Diese nannte er α-Rezeptor
bzw. β-Rezeptor.
- α-Rezeptoren
befinden sich weitgehend in den Blutgefäßen der Haut und der
Schleimhaut, β-Rezeptoren
am Herzmuskel und in der glatten Bronchialmuskulatur.
Physiologie
Typ
Vorkommen & Bildung
- Adrenalin wird in den Nebennieren,
genauer im Nebennierenmark gebildet. Seine Ausschüttung unterliegt der
direkten Beeinflussung durch den Sympathikus.
Aufgaben & Funktion
Zentrales Nervensystem
- Adrenalin ist neben seiner Hormonwirkung auch der Neurotransmitter
bestimmter, sogenannter adrenerger, Synapsen im ZNS.
- Diese adrenergen Synapsen sind relativ selten und finden sich vor allem im
Bereich der Medulla
oblongata.
- Adrenerge Neurone sind beteiligt an der Regulation des Blutdrucks,
sowie vermutlich auch der Steuerung der Atmung und der Nahrungsaufnahme.
- Im ZNS stimuliert von außen appliziertes Epinephrin das aufsteigende
retikuläre Aktivierungssystem (ARAS) und erhöht damit die Aktivität der
Hirnrinde, was zu einer Steigerung der Aufmerksamkeit, aber auch zu
psychischer Erregung führt.
- Da Epinephrin die Blut-Hirn-Schranke
nicht überwinden kann, wird angenommen, dass dieser Effekt auf einem
indirekten Weg ausgelöst wird (z.B. über afferente Nervengänge oder
Metaboliten).
Peripherie
- Epinephrin zeigt im Körper vielfältige Wirkungen, wie bereits im
Bereich Pharmakodynamik für die medizinisch ausgenutzten Effekte
beschrieben.
- Daneben zeigt Epinephrin einen deutlichen Einfluss auf die Erweiterung der
Bronchien und die Hemmung der Motilität des Magen-Darm-Traktes.
- Epinephrin zeigt, wie seine Vorläufersubtanz
Norepinephrin,
ein allgemeine Steigerung des Energieumsatzes. Epinephrin fördert jedoch
speziell die Glykogenolyse
in Leber und Muskel, was
zu einer Erhöhung der Blutglucosekonzentration führt.
- Aus diesem Grund versucht der Körper eine
Hypoglykämie
über eine verstärkte Freisetzung von Epinephrin zu verhindern.
Allerdings erhöht Epinephrin auch die Glucoseaufnahme in den Muskel.
Übersicht der durch Epinephrin beeinflussten Organsysteme und seine
Wirkungen dort
β2 |
Dilatation |
Verbesserte Ventilation |
Verbesserter Sauerstofftransport zu Muskeln, Herz
und Gehirn |
β1 |
Zunahme von Frequenz und Kontraktilität |
Erhöhter Blutfluss zu Muskeln, Herz
und Gehirn |
α1 |
Konstriktion |
α1 |
Konstriktion an Haut und Viszera |
β2 |
Dilatation an Muskeln und Koronarien |
β2 |
Glykogenolyse |
Erhöhung des Lactat-Blutspiegels |
Vermehrtes Lactat-Angebot für Herz
und Leber |
β1 |
Steigerung der Freisetzung von Renin |
Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems |
Vermehrte Na+- und Wasserretention, Steigerung des Blutdrucks |
β2 |
Glykogenolyse,
Gluconeogenese |
Erhöhung des Blutglukosespiegels |
Vermehrtes Angebot an Glucose
und freien Fettsäuren zu Muskeln, Herz
und Gehirn |
β3 |
Lipolyse,
Ketogenese |
Erhöhung der Konzentration freier Fettsäuren im Blut |
α2 |
Hemmung der Transmitterfreisetzung |
|
|
β2 |
Steigerung der Transmitterfreisetzung |
|
|
α1 |
Steigerung der Aktionspotentialfrequenz im Sympathikus |
Erhöhter Sympathikustonus |
Blutdruckanstieg |
α2 |
Senkung der Aktionspotentialfrequenz im Sympathikus |
Verringerter Sympathikustonus |
Blutdrucksenkung |
Notfallmedizin
Indikationen
- Reanimation
- Anaphylaktischer
Schock / Status asthmaticus (nur i.v.)
- Kardiogener
Schock
- Pseudokrupp / Ösopharyngeale Schwellung mit Stridor
- Low-Output-Syndrome
Dosierungen
- 1 mg i.v. oder 3 mg e.t. jeweils auf 10 ml verdünnt (im Rahmen der
Notkompetenz: Initial 3 mg e.t., danach 1 mg i.v. alle drei Minuten bis zum
Eintreffen des Notarztes)
- 1 mg i.v. auf 10 ml verdünnt in 0,1 mg Schritten / Bei Insektenstich: s.c.
1 - 2 ml um die Einstichstelle herum (im Rahmen der Notkompetenz: Initial
0,1 mg i.v, danach nach Wirkung. Maximal insgesamt 0,5 mg)
- Perfusor mit 5mg auf 50 ml verdünnt. 0,5 - 15 ml/h bei 70 kg KG (0,01 -
0,4 µg/kg KG/min)
- Spray: 3 Hübe, Wiederholung nach 2 Minuten / Inhalator: 3 - 5 mg in den
Inhalator geben
- Perfusor, nach Wirkung
Achtung
- Maximale Myokardstimulation und entsprechender Anstieg des
Sauerstoffverbrauchs
- Keine s.c.-Injektion an Akren (Nekrosegefahr)
- Dekompensation einer obstruktiven Kardiomyopathie möglich
- Lösung licht- und temperaturempfindlich
Chemie
Strukturformel
C9H13NO3
IUPAC
- (R)-1-(3,4-Dihydroxyphenyl)-2-(methylamino)ethanol
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
- Weißes bis schwach bräunliches Pulver.
- Nahezu unlöslich in Wasser, Aceton, Chloroform,
Diethylether und Ethanol.
- Unter Salzbildung löslich in verdünnten Säuren und Laugen. Unlöslich in wässrigen Ammoniak- und Alkalicarbonatlösungen.
Synthese
+
+
- Die katalytische Hydrierung mit H2/C/Pd führt zur Reduktion
der Carbonylfunktion und gleichzeitig zur Abspaltung von Toluen,
so dass das fertige - allerdings noch racemische - Epinephrin entsteht:
+
Analytik
Identität
Reinheit
Gehalt
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