Enfuvirtid
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- HIV-Erkrankung, AIDS
- Enfuvirtid wird in Kombination mit anderen Virustatika zur Therapie
von HIV-1-Infektionen angewandt, wenn die Standard-Kombinationstherapie
versagt hat oder Verträglichkeitsprobleme aufgetreten sind.
- Bislang noch keine Angaben
- Mit anderen antiretroviral wirksamen Substanzen traten bislang keine
unerwünschten Wechselwirkungen auf.
- Lokale Reaktionen an der Einstichstelle (häufig)
- In Studien von den meisten Patienten als "mild" eingestuft,
bei 9,4 % der Patienten jedoch Analgetika-Anwendung erforderlich und bei
3 % zum Therapieabbruch führend.
- Interaktionen mit Granulozyten, was bei einigen Patienten zu vermehrten
Infektionen,z.B. bakteriellen Pneumonien, führte (ungesichert)
Anwendung
Tagesdosis |
180 mg |
Einzeldosis |
90 mg |
Anwendungshinweise
- Zweimal täglich subkutan zu applizieren.
Pharmakologie
Typ
Wirkspektrum
- Enfuvirtid wirkt ausschließlich gegen HIV-1.
Wirkmechanismen
- Enfuvirtid verhindert die Fusion von HIV-1 mit der Wirtszelle und somit
die Infektion der Zelle.
- Die ersten Schritte dieser Fusion bestehen in der Anlagerung des
viralen Oberflächenproteins gp120 an den CD4-Rezeptor und einen
Corezeptor (z.B. CCR5) auf der Wirtszelle.
- Diese Anlagerung bewirkt eine Konformationsänderung des gp120,
wodurch das transmembranäre Protein gp41 freigelegt wird und in die
Membran der menschlichen Zelle eindringen kann.
- Durch die dann folgenden Konformationsänderungen des gp41 werden die
Membranen des Erregers und der Wirtszelle zusammengeführt und das Virus
kann schließlich in die Lymphozyten und andere Zellen eindringen.
- Enfuvirtid verhindert die Konformationsänderung und Annäherung der
Membranen durch Anlagerung an die erste HR1-Region (Heptad-Repeat) von gp41 und verhindert dadurch die Infektion der
Zellen.
- Der Fusionsprozess läuft je nach CD4- und Corezeptordichte auf der
Wirtszelloberfläche in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ab. Dies
beeinflusst die Aktivität der Fusionsinhibitoren.
- Enfuvirtid wird durch Peptidasen im Magen-Darm-Trakt rasch abgebaut und
ist somit nicht oral bioverfügbar.
- Nach subkutaner Injektion wird die Substanz gut resorbiert.
Bemerkungen
- Enfuvirtid wirkt ausschließlich gegen HIV-1, es besteht keine Aktivität
gegen HIV-2.
- In vitro konnte die antiretrovirale Aktivität bereits bei Konzentrationen
von unter 1 µg/ml belegt werden. Bei zweimal täglicher Gabe von 90 mg
schwankten bei HIV-Patienten die Konzentrationen im Plasma zwischen Werten
von etwa 3 und 5 µg/ml.
- Bisher wurden keine Kreuzresistenzen zwischen der Substanz und anderen
antiviralen Arzneistoffen festgestell
- Man befürchtet allerdings eine relativ rasche Resistenzbildung gegenüber
der Substanz, wobei jedoch die "virale Fitness" der resistenten
Stämme vermindert zu sein scheint.
Resistenzmutationen in HIV
- Folgende Mutationen des HI-Virus führen zu einer verminderten Aktivität
der Substanz gegenüber dem Virus:
-
G36A/D/E/S/V
-
38A/M/E/K/V
-
Q40H/K/P/R/T
-
N42T/D/S
-
N43D/K/H/S
-
N42T + N43S
-
N42T + N43K
-
G36S + L44M
-
L44M
-
L45M/L/Q
Geschichtliches
- Entwickelt unter dem Code T-20 und als zunächst z.T. auch als Pentafusid
bezeichnet.
- Anfang 2003 in die Therapie eingeführt.
Chemie
Strukturformel
C204H301N51O64
IUPAC
- Acetyl-l-tyrosyl-l-threonyl-l-seryl-l-leucyl-l-isoleucyl-l-histidyl-l-seryl-l-leucyl-l-isoleucyl-l-α-glutamyl-l-α-glutamyl-l-seryl-l-glutaminyl-l-asparaginyl-l-glutaminyl-l-glutaminyl-l-α-glutamyl-l-lysyl-l-asparaginyl-l-α-glutamyl-l-glutaminyl-l-α-glutamyl-l-leucyl-l-leucyl-l-α-glutamyl-l-leucyl-l-α-aspartyl-l-lysyl-l-tryptophyl-l-alanyl-l-seryl-l-leucyl-l-tryptophyl-l-asparaginyl-l-tryptophyl-l-phenylalaninamid
Eigenschaften
Bemerkungen
- Enfuvirtid ist ein synthetisches Peptid aus 36 Aminosäuren.
Analytik
IR-Spektrum
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