Clonidin

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

  • Puls-Verlangsamung
  • Sedation (> 50 %)
  • Mundtrockenheit (> 50 %)
  • Übelkeit, Schwindel (> 50 %)
  • Kurzfristiger Blutdruckanstieg (und Bradykardie) bei i.v. Bolusgabe
  • Verstopfte Nase

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis 0,15 - 0,9 mg
Einzeldosis  

Bemerkungen

  • Aufgrund der häufigen Nebenwirkungen oftmals schlechte Compliance bei Langzeittherapie.

Cave

  • Vorsichtig dosieren bei vorbestehender Bradykardie!
  • AV-Überleitungsstörungen bei Vorbehandlung mit β-Adrenozeptor-Antagonisten oder Verapamil!
  • Eine Langzeittherapie muss ausschleichend erfolgen, da es ansonsten (wie bei β-Adrenozeptor-Antagonisten) zu einer überschießenden Blutdruckerhöhung kommen kann!
    • Diese tritt meist 18 - 36 h nach dem plötzlichen Absetzen der Substanz auf und wird durch eine verstärkte Ausschüttung von Katecholaminen, die nun auf eine (unter der Langzeittherapie) erhöhte Anzahl von α2-Rezeptoren treffen, ausgelöst.

Handelsnamen

  • Aruclonin, Catapresan, Clonidin [...], Clonid-Ophthal, Clonistada, Dispaclonidin, Dixarit, Haemiton, Isoglaucon, Mirfat, Paracefan

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Effektive Plasmakonzentration 0,2 - 2 ng/ml

Wirkungen

  • Blutdrucksenkung
  • Senkung des Augeninnendrucks

Wirkmechanismen

  • Clonidin stimuliert zentrale α2-Adrenozeptoren und führt so zu einer Senkung des zentralen Sympathikustonus.
  • Gleichzeitig vermindert es die Freisetzung von Noradrenalin durch Angriff an präsynaptischen α2-Rezeptoren.
  • Es kommt zur Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes, des HSV und der Herzfrequenz. Die Kontraktilität des Herzens wird ebenfalls eingeschränkt.
  • Die Freisetzung von Renin aus der Niere kann gesenkt werden.
  • In höherer Dosierung stimuliert Clonidin auch postsynaptische α2-Adrenozeptoren, was zu einer Vasokonstriktion führen kann.
  • Clonidin zeigt keine bzw. nur leichte Wirkungen in Bezug auf eine Reduktion der Plasmalipide.
  • Wird Clonidin in der Nähe des Rückenmarks appliziert, so wirkt es analgetisch, da es hier α2-Adrenozeptoren stimuliert, die Teil absteigender hemmender Bahnen sind.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) > 90 %
Clearance (CLtot) 220 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 10 - 20 h
(andere Quelle) 8 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 0,4
Plasmaproteinbindung (PB) 20 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 2 L/kg

Notfallmedizin

Indikation

  1. Hypertonie (v.a. in Verbindung mit Tachykardie)
  2. Entzugssyndrome

Anwendung

Dosierung

  1. 0,075 mg langsam i.v, ggf. Wiederholung nach 10 min
  2. 0,15 - 0,3 mg langsam i.v., danach Perfusor: 90 mg auf 50 ml verdünnt - Beginn mit 2 ml/h, danach nach Wirkung bzw. UAW

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C9H9Cl2N3

Molekülmasse

  • 230,10

IUPAC

  • 2-[(2,6-Dichlorphenyl)imino]imidazolidin

CAS-Nummer

  • 4205-90-7

Eigenschaften

Schmelzpunkt 140 - 144 °C
log P 0,83
pKS 8,2

Bemerkungen

  • Die Substanz liegt bevorzugt in der abgebildeten Form mit der semicyclischen Doppelbindung vor.

Synthese

+ NH4SCN

  • Durch Behandlung mit Methyliodid wird die eben erhaltene Verbindung in eine S-Methylisothioronium-Verbindung überführt. Die Methylierung dient allein dazu eine bessere Abgangsgruppe für den dann folgenden Syntheseschritt zu erhalten.

+ CH3I+ I-

  • Durch Behandlung mit Ethan-1,2-diamin wird das Zwischenprodukt unter Abspaltung von Methanthiol und Ammoniumiodid ins fertige Clonidin überführt:

+ I- + + H3CSH + NH4I


Analytik

Stas-Otto-Gang


 

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