Nicotin

Synonym

  • Nikotin

Übersicht


Medizin

Typ


Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Effektive Plasmakonzentration

10 - 30 ng/ml

Wirkungen

  • Herz
    • Beschleunigung des Herzschlags, Erhöhung des Blutdrucks
  • Magen-Darm-Trakt
    • Erhöhte Produktion von Magensaft, Erhöhte Darmtätigkeit
  • Niere
    • Verringerte Harnproduktion
  • Sensorische Rezeptoren
    • Stimulation von Druck-, Temperatur- und Schmerz-Rezeptoren sowie O2-Rezeptoren des Glomus caroticum
  • Skelettmuskulatur
    • Hohe Dosen
      • Muskelkrämpfe und Muskelkater
  • Vegetative Ganglien (sympathische und parasympathische)
    • Niedrige Dosen
      • Stimulation der Transmission
    • Hohe Dosen
      • Hemmung der Transmission durch Depolarisationsblock und anschließende Desensibilisierung
  • Zentrales Nervensystem
    • Niedrige Dosen
      • Zunahme von Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, Dämpfung von Emotionen, Psychische und physische Abhängigkeit, Verminderung des Appetits
    • Hohe Dosen
      • Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Atemlähmung

Wirkungsmechanismus

  • Nicotin fördert die Ausschüttung von Adrenalin, Dopamin und Serotonin. Darüber kommt es zu den oben aufgeführten vielfältigen Wirkungen auf verschiedenste Organsysteme.
  • Das sehr lipophile Nicotin kann die Blut-Hirn-Schranke schnell passieren.
  • Nicotin wirkt agonistisch an N-Rezeptoren, dabei ist seine Affinität zu den N1-Rezeptoren der motorischen Endplatte deutlich schwächer als die zu N2-Rezeptoren (Neuronentyp).
    • Ein Subtyp mit α4- und β2-Untereinheiten stellt über 90 % der N2-Rezeptoren im Gehirn dar. Nicotin hat eine sehr hohe Affinität zu diesem Subtyp, der für die meisten zentralnervösen Nicotinwirkungen verantwortlich ist.

Bemerkungen

  • Nicotin gehört zu den Substanzen mit dem höchsten Suchtpotential überhaupt, auch im Vergleich zu Substanzen wie etwa Cocain.
  • Die längerfristige Aufnahme von Nicotin führt zu einer erhöhten Expression von N-Rezeptoren, Veränderungen des Glucosestoffwechsels im Gehirn und Veränderungen im EEG.
  • Es kommt zur Toleranzbildung und psychischer und physischer Abhängigkeit.
  • Entzugssymptome treten innerhalb weniger Stunden nach der letzten Nicotinzufuhr auf.
  • Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen, Tremor und Ängstlichkeit dauern nach dem plötzlichen Unterbrechen der Nicotinzufuhr bis zu 72 h an.
  • Die Anzahl der N-Rezeptoren verringert sich nach dem Beenden der Nicotin-Zufuhr und ist nach etwa 3 Wochen auf das Normalmaß gesunken.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) 20 - 45 % (Ø 30 %)
Clearance (CLtot) 1000 - 1300 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 1,5 - 2 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 0,95
Plasmaproteinbindung (PB) 5 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 2 - 2,5 L/kg

Metabolisierung

  • Die Substanz wird über CYP2A6 metabolisiert.

Toxikologie

  • Die letale Dosis für Erwachsene beträgt ca. 50 mg (< 1 mg/kg), für Kleinkinder kann bereits 1 Zigarette tödlich sein.
  • Nikotin zeigt teratogene Wirkungen, wobei es insbesondere Missbildungen der Genitalien hervorrufen kann.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C10H14N2

Molekülmasse

  • 162,24

IUPAC

  • (S)-3-(1-Methyl-2-pyrrolidinyl)pyridin
  • (S)-1-Methyl-2-(3-pyridyl)pyrrolidin

CAS-Nummer

  • 22083-74-5

Eigenschaften

Schmelzpunkt -79 °C
Siedepunkt 247 °C
Flammpunkt 101 °C
Dichte 1,02 g/cm3
pKS (pKS1) 8,02
(pKS2) 3,12

Sonstige Eigenschaften

  • Stark gelbe, klare Flüssigkeit.
  • Löslich in Ethanol (50 mg/ml).

Analytik

IR-Spektrum

NMR-Spektrum

  • 400 MHz in CDCl3

 

Massenspektrum


Sicherheit

Gefahrstoffklasse

T   N

R- und S-Sätze

R-Sätze 25-27-51/53
S-Sätze 36/37-45-61
 

www.BDsoft.de
pharm@zie
-
Bücher zum Thema Pharmazie bei Amazon