Noscapin
Synonym
- Methoxyhydrastin, Narcotin
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Kontraindikationen
Arzneimittelinteraktionen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Häufig
- Kopfschmerzen, Benommenheit
Gelegentlich
- Übelkeit, gastrointestinale Beschwerden
- Urtikaria, Quincke-Ödem
Selten
- Brustschmerzen, Luftnot
- Halluzinationen
Bemerkungen
- Noscapin hat normalerweise nur sehr geringes Nebenwirkungspotential. Viele
der genannten Nebenwirkungen spielen erst bei (deutlichen) Überdosierungen
eine wirkliche Rolle.
Anwendung
Tagesdosis |
150 mg |
Einzeldosis |
50 mg |
Bemerkungen
Pharmakologie
Typ
Pharmakologie
Wirkungseintritt |
ca. 45 - 120 min |
Wirkungsdauer |
|
Wirkungen
- Noscapin wirkt schwächer antitussiv als Codein und nicht selbst analgetisch.
Es kann jedoch die analgetische Wirkung von Opioidanalgetika verstärken.
- Noscapin zeigt eine starke Hemmwirkung auf die Bildung der Mikrotubuli bei
der Zellteilung und hat daher evtl. ein Einsatzpotential in der
Krebstherapie. In Tierversuchen wurden z.T. sehr gute Reduktionen der
Tumorvolumina bei gleichzeitig extrem geringen Nebenwirkungen gefunden. Die
eingesetzten Dosierungen sind deutlich höher als beim Einsatz als
Antitussivum (ca. 1000 - 3000 mg/d). Eine antiangiogene Wirkung wird
ebenfalls diskutiert.
- Noscapin kann die Freisetzung und/oder den Effekt von Bradykinin
verringern, das auch bei Schlaganfällen freigesetzt wird und dort für
einen großen Teil der Hirnschäden mitverantwortlich ist. In ersten Studien
senkte die Gabe Noscapin die Mortalität nach einem Schlaganfall bereits in
antitussiven Dosierungen deutlich. Über den gleichen Mechanismus hat die
Substanz eine schwache, anregende Wirkung auf das Atemzentrum und wirkt außerdem leicht
bronchodilatatorisch.
Wirkmechanismen
- Noscapin wirkt als kompetitiver Agonist an σ-Rezeptoren.
Man vermutet, dass es dadurch die analgetische Wirkung von opioiden
Analgetika erhöhen kann.
- Die antitussive Wirkung wird wahrscheinlich durch Hemmung der
Bradykinin-Freisetzung sowie eine direkte antagonistische Wirkung an
(peripheren) Bradykinin-Rezeptoren erreicht.
- Eine Bindung an zentrale Neurokinin-Rezeptoren ist ebenfalls beschrieben.
- Noscapin zeigt eine Hemmwirkung auf HIF-1α,
einen durch Hypoxie aktivierten Transkriptionsfaktor, der an der Angiogenese
beteiligt ist.
Resorption
- Noscapin unterliegt nach peroraler Aufnahme und Resorption aus dem
Gastrointestinaltrakt einem relativ starken First-Pass-Effekt, der die
Bioverfügbarkeit senkt normaler Dosen auf ca. 30 % senkt.
- Bei höheren Einzeldosen steigt die Bioverfügbarkeit
überproportional an, wahrscheinlich weil einige der
Metabolisierungswege gesättigt werden. Gleichzeitig sinken die
relativen interindividuellen Unterschiede in der
Bioverfügbarkeit.
Metabolisierung
- Noscapin wird in der Leber metabolisiert, wobei mehr als 20 verschiedene
Metaboliten gefunden wurden.
- Die meisten Abbauwege sind noch unbekannt, man vermutet aber verschiedene,
sättigbare (enzymatische) Systeme. Sehr wahrscheinlich ist die
Beteiligung von CYP2C9, da sich so die Interaktion mit
Vitamin-K-Antagonisten erklären ließe.
Exkretion
- Noscapin wird vor allem in Form seiner Metaboliten ausgeschieden. Die
Ausscheidung unveränderten Noscapins über den Urin ist vernachlässigbar.
LD50 |
(Maus, p.o.) 853 mg/kg
(Maus, i.p.) 581 mg/kg
(Maus, s.c.) 700 mg/kg
(Hund, i.v.) 52 mg/kg
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Pregnancy category |
X
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Bemerkungen
- Die Einstufung von Noscapin als im ersten Trimenon der Schwangerschaft
kontraindiziert beruht auf den Ergebnissen einer in vitro Untersuchung bei
der eine potentiell genotoxische Wirkung gefunden wurde. In Tierversuchen
konnte diese bis heute nicht gefunden werden, obwohl Dosen von bis zu 400
mg/kg/d eingesetzt wurden.
Chemie
Strukturformel
C22H23NO7
IUPAC
- (-)-3-(2-Methyl-6,7-methylendioxy-8-methoxy-1-isochinolyl)-6,7-dimethoxyphthalid
- (3S)-6,7-Dimethoxy-3[(1R)-1,2,3,4-tetrahydro-8-methoxy-2-methyl-6,7-methylen-dioxy-1-isochinolyl]phthalid
- 6,7-Dimethoxy-3-(4-methoxy-6-methyl-7,8-dihydro-5H-[1,3]dioxolo[4,5-g]isochinolin-5-yl)-3H-2-benzofuran-1-on
Eigenschaften
Schmelzpunkt |
176 °C
(HCl) (Zersetzung) ca. 200 °C |
Dichte |
1,395 g/cm3 |
Löslichkeit |
(30 °C) 300 mg/L |
pKS |
6,2 |
pKB |
10,7 |
Sonstige Eigenschaften
Bemerkungen
- Noscapin ist ein Phthalidisochinolin-Alkaloid, das etwa 1 - 10 % der
Alkaloidfraktion des Rohopiums aus Papaver somniferum darstellt.
- Das Lacton ist instabil und wird im Alkalischen
gespalten, wobei Noscapinsäure entsteht. Die Reaktion ist reversibel. Im
Blut liegt das Gleichgewicht klar auf Seiten des Lactons, während in
normalem Puffer sich die aufgrund des pH-Wertes erwarteten Gleichgewichte
einstellen. Wahrscheinlich wird die Lactonform im Blut durch
Plasmaproteinbindung bevorzugt.
- Auch die Bindung
zwischen C-1 und C-3', also den beiden großen Ringsystemen, ist instabil und
kann gespalten werden. Hierzu sind allerdings verschärfte saure Bedingungen
notwendig (Schwefelsäure, erhöhte Temperatur). Bei der Spaltung entstehen
Cotarnin (4-Methoxy-6-methyl-5,6,7,8-tetrahydro-[1,3]dioxolo[4,5-g]isochinolin)
und Opiumsäure (6-Formyl-2,3-dimethoxybenzoesäure).
Analytik
Identität
Gehalt
UV-Spektrum
- Absorptionsmaximum in HCl (0,1 mol/l) bei 312 nm (E = 90).
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