Tilidin

Übersicht


Medizin

Typ

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis 50 - 200 mg
max. 600 mg
Einzeldosis 50 - 150 mg

Anwendungshinweise

  • Unretardiert bis zu viermal täglich 50 mg, retardierte Formen bis zweimal täglich.

Patientenhinweise

Bemerkungen

  • Um nicht unter die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) zu fallen, wird Tilidin nur in fixer Kombination mit Naloxon in den Handel gebracht.
    • Naloxon besitzt einen hohen First-Pass-Effekt und wird nach oraler Applikation deshalb nicht wirksam, so dass die analgetische Wirkung von Tilidin nicht beeinträchtigt wird. Wird die Tilidin-Naloxon-Kombination allerdings missbräuchlich intravenös appliziert oder in sehr großen Mengen eingenommen, so antagonisiert Naloxon die Wirkung von Nortilidin. Es sind die typischen Entzugserscheinungen nach Morphintoleranz zu beobachten. 
  • Da sich jedoch auch diese Kombination durch die mehrfach nacheinander erfolgende Einnahme geringer Mengen missbrauchen lässt, ist diese Einstufung kritisch zu sehen!
    • Durch mehrfache Anwendung normaler Dosierungen in bestimmten zeitlichem Abstand wird das enthaltene Naloxon stets vollständig im Rahmen seines First-Pass-Effekts abgebaut, während das enthaltene Tilidin wirksam wird und zunehmend kumuliert.
  • Tilidin ist das stärkste nicht unter die BtMVV fallende Analgetikum der WHO Stufe II.
  • Verschreibungspflichtig

Handelsnamen


Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkeintritt (p.o.) 25 - 50 min
Wirkdauer 4 - 6 h
(andere Quelle) 8 - 12 h

Wirkmechanismus

  • Tilidin ist ein Prodrug des aktiven Metaboliten Nortilidin.
  • Die äquipotente Dosierung im Vergleich zu Morphin beträgt etwa das 10fache, d.h. 10 mg Tilidin ergeben etwa die gleiche Schmerzlinderung wie 1 mg Morphin.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs)  > 90 %
(andere Quelle) 98 %
Clearance (CLtot)  
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 5 - 6 h
(andere Quelle) 3 - 5 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) > 0,95
Plasmaproteinbindung (PB) 25 %
tmax 0,83
Verteilungsvolumen (Vapp) 3 L/kg

Angegeben sind die Daten des aktiven Metaboliten Nortilidin

Resorption

  • Tilidin wird nach oraler Aufnahme gut resorbiert. 

Metabolisierung

  • Die Bioverfügbarkeit von Tilidin selbst beträgt bei oraler Aufnahme aufgrund eines sehr starken First-Pass-Effekts nur etwa 6 %. Der dabei durch Demethylierung in der Leber entstehende Metabolit Nortilidin ist jedoch die eigentlich wirksame Substanz, während Tilidin selbst nur ein Prodrug ist. 
    • Die Eliminationshalbwertszeit des aktiven Metaboliten Nortilidin, das seinerseits zu Bisnortilidin metabolisiert wird, beträgt nach oraler Applikation 3,3 - 3,6 h.
  • Die gleichzeitige Applikation von Naloxon beeinflusst die Metabolisierung von Tilidin zu Nortilidin nicht.

Exkretion

  • Nach peroraler Gabe von Tilidin wird weniger als 0,1 % der Dosis unverändert renal eliminiert. 

Toxikologie

Schwangerschaft

  • Bislang liegen keine Hinweise auf ein teratogenes Potential vor.

Bemerkungen

  • Untersuchungen an leberinsuffizienten Patienten ergaben einen reduzierten First-Pass-Effekt sowohl von Tilidin als auch von Naloxon
  • Außerdem stieg die Eliminationshalbwertszeit von Nortilidin auf ca. 9,5 h an. 
  • Die analgetische Wirksamkeit von Nortilidin könnte bei Leberzirrhose vermindert sein, weil zum einen weniger wirksames Nortilidin aus Tilidin gebildet wird, zum anderen evtl. wirksame Naloxon-Plasmakonzentrationen erzielt werden, die die analgetischen Effekte antagonisieren. 
  • Da außerdem eine sehr hohe interindividuelle Variabilität der pharmakokinetischen Parameter zu beobachten war, scheinen andere Opioide bei leberinsuffizienten Patienten günstiger zu sein.
  • Studien an niereninsuffizienten Patienten ergaben eine verminderte Tilidin-Clearance im Vergleich zu gesunden Probanden, die maximalen Plasmakonzentrationen von Nortilidin lagen etwas niedriger, die Halbwertszeit war etwas verlängert. 
  • Da die AUC-Werte von niereninsuffizienten Patienten mit den Probandendaten vergleichbar waren, d.h. die insgesamt gebildete Menge an Nortilidin blieb unverändert, scheint eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz allerdings nicht erforderlich.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C17H23NO2

Molekülmasse

  • 273,38

IUPAC

  • Ethyl-t-2-dimethylamino-1-phenyl-3-cyclohexen-r-1-carboxylat

Eigenschaften

Schmelzpunkt (HCl * 0,5 H2O) (Zersetzung) 125 - 127 °C
pKS  

Sonstige Eigenschaften


Analytik

Stas-Otto-Gang

Identität

 

www.BDsoft.de
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