Flunitrazepam
Übersicht
Medizin
Typ
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
Relative Kontraindikationen
Anwendung
Tagesdosis |
|
Einzeldosis |
1 - 2 mg |
Achtung
- Flunitrazepam verursacht bei ausreichend hoher Dosierung anterograde
Amnesien. Aufgrund der guten Wasserlöslichkeit kann es daher in Getränken
gelöst werden, um Personen anschließend auszurauben oder zu missbrauchen,
ohne dass diese sich nachher noch klar an den Raub / Missbrauch erinnern
können ("rape drug").
- Bei Verdacht auf das Vorliegen einer solchen Straftat ist es wichtig
den Urin des Opfers innerhalb von 72 h nach der möglichen Einnahme
intensiv zu untersuchen. Nur dann ist ein Nachweis der Substanz
möglich!
- Um diesen Einsatz zu erschweren ist im Originalpräparat Rohypnol®
der Firma Roche ein blauer Farbstoff enthalten. Da dies in anderen
Präparaten nicht der Fall ist, sollte wenn möglich das Originalpräparat
abgegeben werden!
- Fluni 1, Flunibeta, Flunimerck, Fluninoc, Flunitrazepam [...], Rohypnol
Pharmakologie
Wirkmechanismen
- Flunitrazepam hat eine hohe Affinität zur Benzodiazepin-Bindungsstelle am
GABAA-Rezeptor.
- Die Wirkung wird teilweise aber auch über eine Affinität zum α2-Rezeptor
vermittelt.
Bemerkungen
- 1 mg Flunitrazepam ist hinsichtlich der sedierenden Wirkung etwa 7 -
10 mg
Diazepam äquivalent.
Resorption
- Flunitrazepam wird nach peroraler Applikation rasch und gut resorbiert.
Bemerkungen
LD50 |
(Ratte, p.o.) 415 mg/kg |
Pregnancy category |
|
Bemerkungen
- Flunitrazepam führt zu ausgeprägter Toleranzentwicklung und nach dem
Absetzen zu deutlichen, auch akuten, Entzugserscheinungen.
- Potentiell toxisch ab einer Plasmakonzentration von 0,02 µg·l-1
Geschichtliches
- Flunitrazepam wurde in den frühen 1970er Jahren bei Roche erstmalig
synthetisiert, 1972 patentiert und erhielt 1975 seine Zulassung in den ersten Staaten.
- Anfänglich wurden Dosierungen von 1, 2 und 5 mg pro Tablette angeboten,
doch aufgrund der hohen Potenz der Substanz und des damit verbundenen
großen Abhängigkeitspotentials nahm Roche die 2 und 5 mg Dosierungen vom
Markt.
Intoxikation
Bemerkungen
- Im Gegensatz zu den unten aufgeführten allgemeinen Symptomen der
Intoxikation mit Benzodiazepinen, tritt bei Flunitrazepam bereits bei
relativ geringer Überdosierung (z.B. 10 Tabletten à 20 mg) Atemdepression
und Hypotonie auf. Die
Wirkung wird durch Ethanol potenziert.
- Flunitrazepam findet bei Opiatabhängigen auch als "Ersatzdroge"
Verwendung. Hier sind Intoxikationen mit sehr hohen Dosierungen möglich.
- Benommenheit
- Verwirrtheit
- Schlafneigung (meist jedoch erweckbar)
- Bewusstlosigkeit (selten)
- Zentrale Muskelrelaxation
- Nystagmus
- Ataxie
- Übelkeit, Erbrechen
- Atemdepression (selten)
- Hypotonie
(selten)
Sofortdiagnostik
Sofortmaßnahmen
- Nach Zustand des Patienten
- Schutz gegen Auskühlung
- Bei Intoxikationen durch orale Applikation:
- NOTARZT
- Evtl. Vorbereitung von Flumazenil
(Gabe jedoch nur in schweren Fällen sinnvoll)
- Evtl. Magenspülung
Chemie
Strukturformel
C16H12FN3O3
IUPAC
- 6-(2-Fluorphenyl)-2-methyl-9-nitro-2,5-diazabicyclo[5.4.0]undeca-5,8,10,12-tetraen-3-on
- 5-(2-Fluorphenyl)-2,3-dihydro-1-methyl-7-nitro-1H-1,4-benzodiazepin-2-on
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
Analytik
Identität
- Nachweis aktiver Methylengruppen (violett)
- Nachweis aromatischer Nitroverbindungen
- NaOH (4 mol/l) (gelborange, nach Erhitzen)
UV-Spektrum
Sicherheit
GHS-Kennzeichnung
H- und P-Sätze
H-Sätze |
302-319 |
P-Sätze |
305+351+338 |
Gefahrstoffklasse
Xn |
|
R- und S-Sätze
R-Sätze |
22-36 |
S-Sätze |
26-36 |
|