Buprenorphin

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Behandlung schwerer akuter und chronischer Schmerzzustände

Arzneimittelinteraktionen

  • Zentral dämpfende Substanzen (z.B. Ethanol, Sedativa, Hypnotika)
    • Verstärkung der zentral dämpfenden Effekte und Erhöhung des Risikos einer zentralen Atemlähmung

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Sedierung, Verwirrtheit
  • Atemdepression
    • Das Ausmaß der induzierten Atemdepression unterliegt einem vergleichbaren Ceiling-Effekt wie die analgetische Wirkung.
  • Obstipation
  • Hypotonie
  • Trockener Mund, Miosis, Blasenentleerungsstörungen
  • Verminderte Libido
  • Kopfschmerzen

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis max. 24 mg
Einzeldosis 0,2 - 8 mg

Patientenhinweise

Handelsnamen

  • Norspan, Subutex, Temgesic, Transtec

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkeintritt (i.v.) 10 - 15 min
(sublingual) ca. 30 min
Wirkdauer (i.v.) 6 - 8 h

Wirkmechanismus

  • Buprenorphin wirkt als Partialagonist an μ- und κ-Rezeptoren, sowie als Agonist an ORL1-Rezeptoren. An δ-Rezeptoren wirkt es antagonistisch.
  • Der Partialagonismus am μ-Rezeptor wird dafür verantwortlich gemacht, dass die maximal erreichbare analgetische Wirkung der Substanz geringer ist, als bei Vollagonisten wie z.B. Morphin.
    • Aufgrund dieses Effekts ist Buprenorphin nicht zur Therapie stärkster Schmerzzustände geeignet. Bereits ab einer Dosis von etwa 4 mg setzt ein Ceiling-Effekt ein. d.h. die analgetische Wirkung erhöht sich nicht mehr linear mit einer Erhöhung der Dosis. 
      • Das Erreichen des maximal erreichbaren Effekts wird für eine Dosierung von etwa 32 mg angenommen.
      • Da dies oberhalb der normalen Tagesdosis liegt, könnte dies erklären, warum einige Autoren dem Ceiling-Effekt keine klinische Relevanz zubilligen bzw. ihn für den Menschen allgemein verneinen und als nur im Tiermodell auftretend bezeichnen.
  • Auf der anderen Seite hat Buprenorphin eine sehr hohe Bindungsaffinität zu μ-Rezeptoren, so dass bei geringen Dosierungen im Vergleich zu Morphin deutlich mehr Rezeptoren besetzt sind. Buprenorphin ist daher bei gleicher (niedriger) Dosierung ungefähr 30 - 40mal stärker analgetisch wirkend als Morphin, außerdem wirkt es deutlich länger.
    • Der Antagonismus an δ-Rezeptoren wird dafür verantwortlich gemacht, dass es auch bei längerer Anwendung praktisch keine Toleranzentwicklung gegenüber Buprenorphin gibt.

Bemerkungen

  • Tückisch ist das mit ca. 45 min nach der Applikation relativ späte Auftreten einer Atemdepression. Dieses Zeichen einer Überdosierung kann zudem nicht mit Naloxon aufgehoben werden (vgl. Intoxikation).

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) (p.o.) 5 %
(sublingual) 10 - 55 %
(transdermal) ca. 50 %
Clearance (CLtot) 1100 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2)

(i.v.) 2 - 3 h
(sublingual) 20 - 25 h
(andere Quelle, sublingual) 3 - 8 h
(transdermal) 25 - 36 h

Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 0,9
Plasmaproteinbindung (PB) 96 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 2 L/kg

Resorption

  • Buprenorphin wird nach peroraler Aufnahme zwar relativ gut resorbiert, unterliegt jedoch einem sehr starken First-Pass-Effekt, so dass die Bioverfügbarkeit nur etwa 5 % beträgt. Die Substanz wird daher normalerweise nicht peroral appliziert.

Metabolisierung

  • Die Substanz wird in der Leber u.a. durch CYP3A4 metabolisiert, wobei u.a. durch N-Dealkylierung der aktive Metabolit Norbuprenorphin entsteht.
    • Norbuprenorphin ist - wie Buprenorphin selbst - ein Partialagonist an μ- und κ-Rezeptoren, sowie ein Agonist an ORL1-Rezeptoren. An δ-Rezeptoren wirkt es jedoch agonistisch statt antagonistisch. 
  • Die Metaboliten werden anschließend noch glucuronidiert.

Exkretion

  • Die Ausscheidung erfolgt primär biliär.

Toxikologie

LD50 (Ratte, i.v.) 31 mg/kg
(Maus, i.p.) 90 mg/kg
Pregnancy category C

Schwangerschaft

  • Bislang liegen keine Hinweise auf ein teratogenes Potential vor.

Intoxikation

Achtung

  • Intoxikationen mit Buprenorphin können nur deutlich schwerer als bei anderen Opioiden mit Naloxon aufgehoben werden, da die Substanz sehr langsam vom Rezeptor abdissoziiert. Meist ist eine Dauerinfusion mit Naloxon erforderlich um konstant ausreichend hohe Plasmakonzentrationen des Antidots zu erreichen. Bei Atemdepression wird daher von manchen Autoren der Einsatz des Analeptikums Doxapram empfohlen.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C29H41NO4

Molekülmasse

  • 467,640

IUPAC

  • 2-(N-Cyclopropylmethyl-4,5α-epoxy-3-hydroxy-6-methoxy-6,14-endo-ethanomorphinan-7α-yl)-3,3-dimethyl-2-butanol
  • (5R,6R,7R,9R,13S,14S)-17-Cyclopropylmethyl-7-[(S)-3,3-dimethyl-2-hydroxybutan-2-yl]-6-methoxy-4,5-epoxy-6,14-ethanomorphinan-3-ol

CAS-Nummer

  • 52485-79-7

Eigenschaften

Schmelzpunkt 209 °C
pKS 8,31

Sonstige Eigenschaften

  • Weißes bis fast weißes, kristallines Pulver.
  • Sehr schwer löslich in Wasser, leicht löslich in Aceton, löslich in Methanol, schwer löslich in Cyclohexan.

Sicherheit

Gefahrstoffklasse

Xn

R- und S-Sätze

R-Sätze 22
S-Sätze  
 

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