Buprenorphin
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Behandlung schwerer akuter und chronischer Schmerzzustände
- Zentral dämpfende Substanzen (z.B. Ethanol, Sedativa, Hypnotika)
- Verstärkung der zentral dämpfenden Effekte und Erhöhung des Risikos
einer zentralen Atemlähmung
- Übelkeit, Erbrechen
- Sedierung, Verwirrtheit
- Atemdepression
- Das Ausmaß der induzierten Atemdepression unterliegt einem vergleichbaren
Ceiling-Effekt wie die analgetische Wirkung.
- Obstipation
- Hypotonie
- Trockener Mund, Miosis, Blasenentleerungsstörungen
- Verminderte Libido
- Kopfschmerzen
Anwendung
Tagesdosis |
max. 24 mg |
Einzeldosis |
0,2 - 8 mg |
- Norspan, Subutex, Temgesic, Transtec
Pharmakologie
Typ
Wirkmechanismus
- Buprenorphin wirkt
als Partialagonist an μ- und κ-Rezeptoren,
sowie als Agonist an ORL1-Rezeptoren. An δ-Rezeptoren wirkt es
antagonistisch.
- Der Partialagonismus am μ-Rezeptor wird dafür
verantwortlich gemacht, dass die maximal erreichbare analgetische Wirkung
der Substanz geringer ist, als bei Vollagonisten wie z.B. Morphin.
- Aufgrund dieses Effekts ist Buprenorphin nicht zur Therapie stärkster Schmerzzustände
geeignet. Bereits ab einer Dosis von etwa 4 mg setzt ein Ceiling-Effekt
ein. d.h. die analgetische Wirkung erhöht sich nicht mehr linear mit
einer Erhöhung der Dosis.
- Das Erreichen des maximal erreichbaren Effekts wird für eine
Dosierung von etwa 32 mg angenommen.
- Da dies oberhalb der normalen Tagesdosis liegt, könnte dies
erklären, warum einige Autoren dem Ceiling-Effekt keine klinische
Relevanz zubilligen bzw. ihn für den Menschen allgemein verneinen
und als nur im Tiermodell auftretend bezeichnen.
- Auf der anderen Seite hat Buprenorphin eine sehr hohe Bindungsaffinität
zu μ-Rezeptoren, so dass bei geringen Dosierungen
im Vergleich zu Morphin deutlich mehr Rezeptoren besetzt sind. Buprenorphin ist
daher bei gleicher (niedriger) Dosierung ungefähr 30 - 40mal stärker
analgetisch wirkend als
Morphin, außerdem wirkt es deutlich
länger.
- Der Antagonismus an δ-Rezeptoren wird
dafür verantwortlich gemacht, dass es auch bei längerer Anwendung
praktisch keine Toleranzentwicklung gegenüber Buprenorphin gibt.
Bemerkungen
- Tückisch ist das mit ca. 45 min nach der Applikation relativ späte
Auftreten einer Atemdepression. Dieses Zeichen einer Überdosierung kann
zudem nicht mit Naloxon
aufgehoben werden (vgl. Intoxikation).
- Buprenorphin wird nach peroraler Aufnahme zwar relativ gut resorbiert,
unterliegt jedoch einem sehr starken First-Pass-Effekt, so dass die
Bioverfügbarkeit nur etwa 5 % beträgt. Die Substanz wird daher
normalerweise nicht peroral appliziert.
- Die Substanz wird in der Leber u.a. durch CYP3A4 metabolisiert, wobei u.a.
durch N-Dealkylierung der aktive Metabolit Norbuprenorphin entsteht.
- Norbuprenorphin ist - wie Buprenorphin selbst - ein Partialagonist an μ- und κ-Rezeptoren,
sowie ein Agonist an ORL1-Rezeptoren. An δ-Rezeptoren wirkt es
jedoch agonistisch statt antagonistisch.
- Die Metaboliten werden anschließend noch glucuronidiert.
- Die Ausscheidung erfolgt primär biliär.
Schwangerschaft
- Bislang liegen keine Hinweise auf ein teratogenes Potential vor.
Intoxikation
Achtung
- Intoxikationen mit Buprenorphin können
nur deutlich schwerer als bei anderen Opioiden mit Naloxon
aufgehoben werden, da die Substanz sehr langsam vom Rezeptor abdissoziiert.
Meist ist eine Dauerinfusion mit Naloxon erforderlich um konstant
ausreichend hohe Plasmakonzentrationen des Antidots zu erreichen. Bei Atemdepression wird daher
von manchen Autoren der Einsatz des Analeptikums
Doxapram empfohlen.
Chemie
Strukturformel
C29H41NO4
IUPAC
- 2-(N-Cyclopropylmethyl-4,5α-epoxy-3-hydroxy-6-methoxy-6,14-endo-ethanomorphinan-7α-yl)-3,3-dimethyl-2-butanol
- (5R,6R,7R,9R,13S,14S)-17-Cyclopropylmethyl-7-[(S)-3,3-dimethyl-2-hydroxybutan-2-yl]-6-methoxy-4,5-epoxy-6,14-ethanomorphinan-3-ol
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
- Weißes bis fast weißes, kristallines Pulver.
- Sehr schwer löslich in Wasser, leicht löslich in Aceton, löslich in
Methanol, schwer löslich in Cyclohexan.
Sicherheit
Gefahrstoffklasse
Xn |
R- und S-Sätze
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