Dextromethorphan
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
Relative Kontraindikationen
- Produktiver Husten mit erheblicher Schleimproduktion
- Eingeschränkte Leberfunktion
- Gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern
- Schwangerschaft,
Stillzeit, Kinder unter 2 Jahren
- MAO-Hemmer
- Erregungszustände, hohes Fieber, Veränderungen der Atmung sowie
schwere Kreislaufstörungen sind möglich.
- Induktoren und Inhibitoren von CYP2D6 und CYP3A4
- Interaktionen nachgewiesen sind u.a. für Chinidin, Grapefruitsaft,
Moclobemid und Seville-Orangensaft
Häufig
- Müdigkeit, Schwindel
- Gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit, Erbrechen
Sehr selten
- Benommenheit, Halluzinationen
Anwendung
Tagesdosis |
30 - 120 mg |
Einzeldosis |
15 - 30 mg |
Anwendungshinweise
- Zugelassen für Kinder ab 2 Jahre.
- Die Anwendungsdauer sollte in der Selbstmedikation 3 - 5 Tage und unter ärztlicher
Aufsicht 2 - 3 Wochen nicht übersteigen, da ein Abhängigkeitspotential
nicht ausgeschlossen werden kann.
Bemerkungen
- Die Wirksamkeit von Dextromethorphan als Antitussivum wird als
vergleichbar mit der von Codein angegeben.
- In einer Studie aus dem Jahr 1985 war Dextromethorphan (20 mg)
hinsichtlich der Verringerung der mittleren Hustenfrequenz in etwa
vergleichbar mit 30 mg Dihydrocodein oder 30 mg Noscapin. Hinsichtlich
Codein war die Substanz zunächst (nach der Einnahme der ersten Kapsel)
ebenfalls äquivalent, nach der zweiten Einnahme war die Hustenstillung in
der Codeingruppe dieser Studie jedoch deutlich schlechter als bei den
anderen getesteten Substanzen.
Achtung
- Hohe Dosen von Dextromethorphan können Euphorie, Wahrnehmungsstörungen und Pseudohalluzinationen auslösen
weshalb die Substanz z.T. als Suchtmittel (Code: "DXM" oder "DMX")
missbraucht wird.
- Hustenstiller ratiopharm, NeoTussan, Silomat DMP, ...
Pharmakologie
Typ
Wirkungen
- Zentral hustendämpfend
- In hoher Dosierung auch analgetisch
Wirkmechanismen
- Dextromethorphan unterdrückt den Hustenreflex durch direkten Angriff am
Hustenzentrum in der Medulla oblongata.
- Die Substanz ist wirkt durch eine nicht-kompetitive Kanalblockade
antagonistisch an NMDA-Rezeptoren.
- Dadurch unterscheidet sich
Dextromethorphan deutlich von anderen opioiden
Antitussiva, aber auch von
seinem Enantiomer Levomethorphan.
- Dextromethorphan wirkt außerdem agonistisch an σ1-
und σ2-Rezeptoren sowie antagonistisch
an N-Rezeptoren des
Subtyps α3β4.
Eine Wirkung auf die Serotonin-Wiederaufnahme-Pumpe besteht ebenfalls.
- Dextromethorphan wird normalerweise rasch und in großem Ausmaß in der Leber
durch O-Demethylierung zum
aktiven Metaboliten (+)-17-Methylmorphinan-3-ol (Dextrorphan)
umgewandelt. Daneben entsteht in geringerem Umfang der schwächer aktive
N-demethylierte Metabolit (+)-3-Methoxymorphinan.
- Da die O-Demethylierung durch
CYP2D6 katalysiert wird,
treten hinsichtlich der Metabolisierung erhebliche Unterschiede zwischen
Personen mit unterschiedlichem Genotyp dieses Enzyms auf.
- Langsame Metabolisierer zeigen Plasmahalbwertszeiten von bis zu 45 h,
während für schnelle Metabolisierer durchschnittliche Plasmahalbwertszeiten
von bis herab zu 2,4 h berichtet werden.
- Bei langsamen Metabolisierern ist daneben die AUC bis zu 150fach und die
maximale Plasmakonzentration cmax bis 16fach erhöht.
- Die normalerweise weniger wichtige N-Demethylierung erfolgt unter
Katalyse von CYP3A4.
- Die Plasmahalbwertszeiten des ebenfalls aktiven Metaboliten Dextrorphan
liegen, unabhängig von der Aktivität der Isoenzyme des
Cytochrom-P450-Systems, bei durchschnittlich 1,4 h.
Exkretion
- Die Ausscheidung nicht-verstoffwechselter Anteile der Ausgangssubstanz
und aller Metaboliten erfolgt praktisch ausschließlich renal.
LD50 |
(Maus, p.o.) 2,1 mg/kg |
Allgemeines
- Es liegen keine Hinweise auf ein teratogenes Potential beim Menschen
vor. Beim Einsatz im 3. Trimenon der Schwangerschaft, bzw. unmittelbar vor
der Geburt, kann es prinzipiell beim Neugeborenen zu einem Entzugssyndrom
kommen.
- Ausreichende Daten zum mutagenen Potential der Substanz fehlen.
Geschichtliches
- 1954 in Deutschland zugelassen.
Intoxikation
Symptome
- Erregungszustände
- Schwindelgefühl
- Atemdepression
- Bewusstseinstörungen
- Blutdruckabfall
- Tachykardie
- Erhöhter Muskeltonus
- Ataxie
Chemie
Strukturformel
C18H25NO
IUPAC
- (+)-3-Methoxy-17-methyl-(9α,13α,14α)-morphinan
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
Bemerkungen
- Dextromethorphan kann chemisch als das 3-Methoxy-Derivat des (+)-Levorphanols
aufgefasst werden. (+)-Levorphanol ist wiederum das nicht analgetisch
wirkende Enantiomer des Levorphanols, eines Opioidanalgetikums.
- Da die stereochemische Struktur des Dextromethorphans somit
spiegelbildlich zu der der Opioidanalgetika ist, fehlt Dextromethorphan die
Fähigkeit an µ-Rezeptoren zu binden.
Analytik
IR-Spektrum
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