Calciumkanalblocker
Synonyme
- Ca2+-Einstrom-Blocker, Ca2+-Kanal-Antagonisten, Calciumantagonisten, Klasse-IV-Antiarrhythmika
Übersicht
Medizin
Typ
Definition
- Calciumkanalblocker hemmen kompetitiv Calciumkanäle von L-Typ
und führen so zu einer Verringerung der intrazellulären Ca2+-Konzentration.
Untertypen
Indikationen
Alle Calciumkanalblocker
Bemerkungen
- Calciumkanalblocker sind keine Mittel der ersten Wahl bei Hypertonie
mit gleichzeitig bestehender Hypertrophie des linken Ventrikels, da sie den
linksventrikulären enddiastolischen Druck erhöhen und so eine, bei
linksventrikulärer Hypertrophie häufig bestehende, diastolische
Dysfunktion verschlechtern können.
Pharmakologie
Wirkungen
- Blutdrucksenkung
- Antiarrhythmische Wirkung
Wirkmechanismen
- Calciumkanalblocker verringern den Einstrom von Calcium
in die Zelle indem sie langsame, spannungsabhängige L-Typ-Calciumkanäle
blockieren.
- Die verschiedenen Substanzklassen bewirken dies durch Angriff an
verschiedenen Bindungsstellen am Calciumkanal und sind auch chemisch
voneinander abzugrenzen.
- Gemeinsam ist allen Typen, dass sie infolge der Abnahme der
intrazellulären Konzentration an freiem Calcium
die folgenden Wirkungen zeigen, allerdings unterschiedlich stark
ausgeprägt:
- Verringerung der Aktivität der Calcium-abhängigen Myosin-ATPase am
Herzen, was zu einem geringeren Energieumsatz und Sauerstoffverbrauch
führt.
- Erniedrigung des Tonus der glatten Gefäßmuskulatur, was zu einer
Vasodilatation führt.
- Calciumkanalblocker wirken somit negativ inotrop,
da sie die Kontraktilität des Herzens
durch Hemmung der elektromechanischen Kopplung direkt vermindern.
- Daneben tritt eine indirekte Entlastung des Herzens
über die Reduktion der Nachlast durch die Vasodilatation auf. Die Vorlast
wird nur kaum beeinflusst.
- An größeren Koronararterien können Calciumkanalblocker über ihre
vasodilatatorische Wirkung Koronarspasmen aufheben.
- Der Angriff an den verschiedenen Bindungsstellen am Calciumrezeptor führt
zu unterschiedlich ausgeprägten Wirkprofilen:
↓ |
↓↓ |
↓ |
↓ |
↓↓ |
↓ |
↓ |
↓ |
↓ |
↓ |
↑ |
↓ |
↓ |
= |
↓ |
↓ |
= |
↓ |
- Besonders hinsichtlich der Beeinflussung von Erregungsbildung und
-überleitung unterscheiden sich die einzelnen Substanzklassen.
- Während die Substanzen vom Diltiazem-
und Verapamil-Typ
am Sinusknoten negativ chronotrop
und am AV-Knoten negativ dromotrop
wirken, kann bei Substanzen vom Nifedipin-Typ - aufgrund einer ebenfalls
ausgelösten Stimulation des Sympathikus - sogar eine Erhöhung der
Herzfrequenz resultieren. Diese Aktivierung des Sympathikus hebt auch den
negativ inotropen
Effekt weitgehend auf.
- Substanzen vom Nifedipin-Typ
wirken somit nahezu ausschließlich über eine Vasodilatation
und die daraus resultierende Nachlastsenkung.
- Die nachfolgende Tabelle zeigt die relative Vasoselektivität einiger
Calciumkanalblocker, als Vergleich der Senkung des peripheren
Gefäßwiderstandes mit der Senkung der Kontraktilitätsgeschwindigkeit:
1 |
7 |
14 |
70 |
> 100 |
> 100 |
> 100 |
> 100 |
- Die deutlichen Unterschiede lassen sich wie folgt erklären: Substanzen
vom Diltiazem-
und Verapamil-Typ
binden an offene Ca2+-Kanäle, während solche vom 1,4-Dihydropyridin-Typ
am geschlossenen Kanal angreifen.
- Da die Wahrscheinlichkeit auf einen geöffneten Ca2+-Kanal
zu stoßen am Herzen deutlich höher ist, als an den Gefäßen,
begründet sich so die relative Herzselektivität der Substanzen vom Diltiazem-
und Verapamil-Typ.
- Umgekehrt ist ergibt sich die relative Vasoselektivität der
Substanzen vom 1,4-Dihydropyridin-Typ
nun durch die in den Gefäßen erhöhte Wahrscheinlichkeit einen
geschlossenen Kanal zu treffen.
- Bislang ist bei Calciumkanalblockern keine Toleranzentwicklung beobachtet
worden.
Chemie
Substanzklassen
- Die Calciumkanalblocker stellen keine chemisch einheitliche Gruppe dar.
Vielmehr lassen sich mindestens drei strukturell voneinander abgrenzbare
Klassen unterscheiden, deren Substanzen in der normalen Dosierung keine
Wirkungen auf andere Ionenkanäle, oder Subtypen als den L-Typ des Calciumkanals
zeigen:
Beispiele
Substanzen
|