Clotrimazol

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Dermatomykosen
  • Vaginalmykosen
  • Zum Teil auch bakterielle Hauterkrankungen, z.B. Erythrasma

Kontraindikationen

Arzneimittelinteraktionen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Systemische Anwendung (obsolet)

  • Die systemische Anwendung von Clotrimazol ist obsolet! Als Nebenwirkungen traten z.B. Magen-Darm-Beschwerden, verstärkter Harndrang, Depressionen und Leberschäden auf .

Topische Anwendung

  • Topisch angewandt praktisch keine, es kann jedoch beim Auftragen vorübergehend zu Hautrötungen, Juckreiz, Brennen oder Hautreizungen kommen, wobei diese meist auf die in der Formulierung verwendeten Hilfsstoffe zurückzuführen sind.

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis entfällt
Einzeldosis entfällt

Anwendungshinweise

  • Cremes oder Lösungen zum Auftragen auf die betroffenen Hautstellen sollten in der Regel 1 - 3mal täglich über mindestens 3 - 4 Wochen auf die betroffenen Hautstellen aufgebracht werden.
  • Die Behandlung sollte auch nach dem Verschwinden der Symptome noch ca. 2 Wochen fortgeführt werden, so dass in der Regel eine Gesamttherapiedauer von 4 - 6 Wochen zu erwarten ist.

Bemerkungen

  • Clotrimazol ist allgemein gut verträglich und erzielt bei den meisten Indikationen Heilungsraten von 85 - 90 %.
  • Klinisch relevante Resistenzen sind bislang sehr selten, einzig für Candida glabrata, dem häufigsten Erreger vaginaler Infektionen, werden sie häufiger beschrieben.
  • Nicht verschreibungspflichtig (gilt für die meisten Präparate)

Handelsnamen

  • Antifungol, Canesten, Cloderm, Cutistad, Desenex, Mycofug

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkspektrum

Wirktyp

  • Fungistatisch (erst in höheren, meist nicht erreichten Konzentrationen, auch fungizid)

Wirkungsmechanismus

  • Die Substanz hemmt die Ergosterol-Biosynthese, durch Hemmung des dafür essentiellen Enzyms Lanosterol-14α-demethylase. 
    • Diese katalysiert die Bildung von Desmethylsterol aus Lanosterol.
    • Da es sich bei Ergosterol um einen wichtigen Bestandteil der Zellmembran von Pilzen handelt, kommt es durch diese Wirkung zu einer Schädigung des Membranaufbaus.
  • Daneben bindet Clotrimazol auch direkt an Phospholipide der Zellmembran und führt so ebenfalls zu Störungen der Membranstruktur und einer erhöhten Permeabilität der Zellmembran
  • Bei Konzentrationen von etwa 1 - 5 mg/l hat praktisch nur der erstgenannte Effekt klinische Bedeutung, so dass die Substanz hier rein fungistatisch wirkt. Erst bei Konzentrationen oberhalb 10 mg/l führt der zweitgenannte Effekt dazu, dass nun fungizide Wirkungen auftreten.
  • Clotrimazol wirkt, anders als z.B. Nystatin, nicht gegen ruhende Pilzsporen.

Bemerkungen

  • Clotrimazol ist ein nur topisch angewandtes Antimykotikum mit Wirkung gegen Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze. Es ist in diversen Darreichungsformen im Handel, z.B. Cremes, Lösungen oder Vaginaltabletten.
  • Von einer systemischen Anwendung wird aufgrund stärkerer unerwünschten Arzneimittelwirkungen, stark schwankender Resorptionsquoten und insbesondere einer Selbstinduktion der Biotransformation in der Leber abgesehen.
  • Die Substanz zeigt auch Wirkungen gegen einige grampositive Bakterien, so dass es sich auch bei einigen durch Bakterien hervorgerufenen Hauterkrankungen einsetzen lässt.
  • Ein Einsatz gegen Trichomonaden (Trichomonas vaginalis) ist ebenfalls möglich, allerdings ist Clotrimazol hier deutlich weniger effektiv als z.B. Metronidazol und muss in deutlich höherer Konzentration als gegen Pilzerkrankungen eingesetzt werden. Clotrimazol ist hier also nur Mittel der ferneren Wahl.

Pharmakokinetik

HWZElimination ca. 2 h
Bioverfügbarkeit ca. 90 %
tmax  
Plasmaproteinbindung ca. 90 %

Resorption

  • Clotrimazol nach oraler Gabe zu etwa 90 % resorbiert.
  • Bei einer Applikation auf unverletzte Haut oder Schleimhaut liegt die Resorption unter 0,5 %, so dass keine systemischen Effekte zu erwarten sind.

Distribution

  • Die Verteilung oral aufgenommenen Clotrimazols erfolgt innerhalb von etwa 4 h, wobei zunächst eine Diffusion in alle Gewebe festzustellen ist. Nach 25 h beobachtet man die höchsten Wirkstoffkonzentrationen im Fettgewebe, den Nebennieren, der Leber und der Haut.

Metabolisierung

  • Clotrimazol wird in der Leber metabolisiert, wobei als wichtigste Abbauprodukte 2-Chlorophenyl-4-hydroxyphenyl-phenyl-methan, 2-Chlorophenyl-4-hydroxyphenyl-phenyl-methanol
    2-Chlorophenyl-bis-phenyl-methan und 2-Chlorophenyl-bis-phenyl-methanol entstehen.
  • Clotrimazol hemmt wie die meisten Azol-Antimykotika bestimmter Cytochrom-P450-Isonzyme, insbesondere CYP3A4.

Exkretion

  • Clotrimazol und seine Metaboliten werden weit überwiegend (ca. 90 %) biliär ausgeschieden, der Rest renal, ausgeschieden.

Toxikologie

Pregnancy Category (topisch) B
(oral) C
LD50 (p.o., Ratte) 708 - 923 mg/kg
LD50 (intraperitoneal, Ratte) 347 - 445 mg/kg

Bemerkungen

  • Es liegen keine Hinweise auf karzinogene Wirkungen vor.
  • Embryotoxische Wirkungen waren im Tierversuch erst bei oraler Verabreichung des 100fachen der üblichen therapeutischen Dosis nachzuweisen und sind somit bei vorschriftsmäßiger Anwendung nicht zu erwarten.
  • Clotrimazol gilt als Mittel der Wahl zur Behandlung von Pilzinfektionen während und nach der Schwangerschaft. Dennoch wird v.a. für die vaginale Anwendung im ersten Drittel der Schwangerschaft eine strenge Indikationsstellung gefordert. 
  • Es ist nicht ausreichend geklärt, ob die Substanz in die Muttermilch übergeht. Während der Stillzeit gilt eine strenge Indikationsstellung für eine Behandlung von Pilzinfektionen im Bereich der Brustwarzen.

Geschichtliches

  • Clotrimazol wurde ab ca. 1967 zunächst unter der Bezeichnung Bay b 5097 bei der Bayer AG entwickelt und 1973 in Deutschland unter dem Markennamen Canesten® zugelassen. Der US-Patentantrag nennt als Erfinder Karl Heinz Büchel, Manfred Plempel und Erich Regel.
  • 1977 wurde die Verschreibungspflicht für die meisten Präparate und Darreichungsformen aufgrund der guten Verträglichkeit aufgehoben.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C22H17ClN2

Molekülmasse

  • 344,837

IUPAC

  • 1-[(2-Chlorphenyl)diphenyl-methyl]-1H-imidazol

Synonyme

  • 1-(2-Chlortrityl)imidazol

CAS-Nummer

  • 23593-75-1

Eigenschaften

Schmelzpunkt

141 - 145 °C
(andere Quelle) 147 - 149 °C

log P 4,1
pKS 4,7

Gehaltsanforderung (Ph.Eur.)

  • Clotrimazol enthält mindestens 98,5 und höchstens 100,5 % 1-(2-Chlortrityl)imidazol, berechnet auf die getrocknete Substanz.

Sonstige Eigenschaften

Synthese

  • Die Synthese von Clotrimazol erfolgt durch nucleophile Substitution (SN1-Mechanismus) von Imidazol mit o-Chlortritylchlorid. 
  • Das so hergestellte Clotrimazol wird durch Zugabe von Aktivkohle und anschließende Druckfiltration gereinigt. Beim Erkalten der filtrierten Acetonlösung kristallisiert es aus und wird dann mehrfach mit Aceton und Wasser gewaschen.

Bemerkungen

  • Das pH-Stabilitätsoptimum für Clotrimazol liegt im Bereich von pH 8 - 9. Bei niedrigereen pH-Werten wird die Substanz langsam durch hydrolytische Zersetzung deaktiviert.
    • Für pH 9 (50 °C) wird keine Abbau bereichtet, für pH 7 (25°C) eine Halbwertszeit von 242 d und für pH 4 (25 °C) schließlich eine von nur 20 d. Bei Clotrimazol-haltigen Rezepturen ist daher entweder der pH-Wert oder die Verwendbarkeitsangabe entsprechend anzupassen!

Analytik

Stas-Otto-Gang

Identität

Gehalt

IR-Spektrum

UV-Spektrum

  • Absorptionsmaximum in HCl 0,1 mol/l bei 262 nm (E = 25).

Sicherheit

Gefahrstoffklasse

Xn

R- und S-Sätze

R-Sätze 22-50-53
S-Sätze  

Ökologie

  • Pro Jahr werden Für Clotrimazol werden in der EU etwa 20 Tonnen Clotrimazol verbraucht. Diese wurden 2006 etwa je zur Hälfte in einer Produktionsanlage innerhalb der EU hergestellt bzw. importiert. 
  • Bezogen auf die im EU Technical Guidance Document (EU TGD) definierten Standards, erfüllt Clotrimazol die die Kriterien Persistenz (Persistence, Halbwertzeit in der Umwelt von mehr als 60 Tagen) und Toxizität (Toxicity, Crustaceen als sensitivste Stufe in der Nahrungskette), nicht jedoch das Kriterium Bioakkumulation (Bioaccumulation, basierend auf dem Bioconcentration Factor for Fish, BCF). 
  • Clotrimazol wird aufgrund des Verhältnisses zwischen abgeschätzter Konzentration in der Umwelt (Predicted Environmental Concentration, PEC) und abgeschätzter Nicht-Effekt-Konzentration (Predicted No Effect Concentration, PNEC) nicht als PBT-Substanz (Persistent Bioaccumulative and Toxic) nach EU TGD eingestuft.
  • Während der Produktion und Verarbeitung erfolgen bei normalen Ablauf keine nennenswerten Freisetzungen von Clotrimazol in die Umwelt. 
  • Es wird geschätzt, dass etwa 17,8 kg/d ins Abwasser gelangen (bezogen auf das Gebiet der EU).
 

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